
Freiheit durch Loslassen: Eine persönliche Reise zur Selbstentdeckung
Heute möchte ich dich auf eine Reise mitnehmen – eine Reise, die mit Herausforderungen begann und bisher in ungeahnter Freiheit mündete. Es ist eine Geschichte über das Loslassen, über Mut und darüber, wie manchmal die schwierigsten Entscheidungen zu den größten Chancen führen können. Aber es ist auch ein Gedankenanstoß, dass zu viel Freiheit auch nicht immer das größte Glück bedeutet.
2 Jahre lang habe ich mit dem Gedanken gespielt, einen Blog zu schreiben. So viel ist zuvor passiert, so viel hat sich in den vergangenen 2 Jahren entwickelt. Irgendwie wollte ich das festhalten, doch getan habe ich es nie. Nun hat ein Blogparade im August 24 mir den nötigen Anschwung gegeben, endlich in die Puschen zu kommen. Danke liebe Claudia für deinen Vorschlag, zum Thema „Freiheit durch Loslassen: Erzähl deine Geschichte!“ zu schreiben. Dein Titel hat mich gleich angesprungen und mit weiteren andern Themen der Blogparade mich dazu veranlasst, endlich diesen Blog zu starten.
1. Der Anfang einer Veränderung
Stell dir vor: Ein gemütliches Haus in Deutschland, eine vierköpfige Familie, bestehend aus meinem Mann, unseren zwei Kindern und mir. Auf den ersten Blick das Bild eines idyllischen Familienlebens. Doch wie so oft im Leben kann sich die Situation schnell und unerwartet ändern.
Vor etwa vier Jahren zogen neue Nachbarn in unsere Doppelhaushälfte ein, die unser Leben grundlegend veränderten. Was zunächst wie eine normale Nachbarschaft begann, entwickelte sich zu sehr schnell zu einer zweijährigen Tortur. Konflikte wegen einer banalen Hecke, täglich Belästigungen und eine zunehmend feindselige Atmosphäre prägten unseren Alltag. Nach einem Jahr wurde uns klar: So konnten und wollten wir nicht weiterleben.

Unsere Hecke wurde des nachts zerlöchert wie ein Schweizer Käse
2. Der Wendepunkt
Es war ein Prozess der Erkenntnis, der sich über Monate hinzog. Wir fragten uns: Wie können wir dieser Situation entkommen? Wie finden wir wieder zu einem friedlichen, erfüllten Leben?
Zunächst löste die gesamte Situation sehr großen Widerstand in uns aus. Wir kämpften mit Argumenten, Diskussionen und letztlich nur noch mit dem Anwalt und der Polizei. Doch das machte uns sichtbar krank! Wir suchten nach einer Lösung. Händeringend!
Die Antwort lag aber nicht in einem einfachen Umzug in ein anderes Haus oder eine andere Stadt. Das hätte sich nach „Verlieren“ angefühlt: wir wären vertrieben worden aus unserem geliebten Umfeld und hätten versucht, woanders mit unserem Groll leben zu müssen. Und du hörst es schon raus: „Groll“ und „müssen“. So fühlten wir uns und das konnte so nicht weiter gehen.
Also erkannten wir, dass wir etwas Radikaleres brauchten – eine komplette Veränderung unserer Lebensumstände.
3. Der mutige Schritt ins Unbekannte
Der ausschlaggebende Moment kam an einem Tag, der sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Mein Mann und ich waren zu Hause, nachdem wieder einmal Post vom Anwalt eingetroffen war. Wir stritten heftig über das gesamte Nachbarschaftsthema, als ich plötzlich, kurz nach halb fünf, laut aufschrie. In all dem Stress und Ärger über diese Nachbarn hatten wir völlig vergessen, unsere Kinder aus dem Kindergarten abzuholen. Normalerweise holten wir sie um halb drei ab, und nun war es schon über zwei Stunden später. Keiner von uns hatte es bemerkt. Wir haben sie einfach ausgeblendet. Unglaublich!
Das war der Tag aller Tage, an dem mir klar wurde: So konnte es nicht weitergehen. Wir mussten radikal etwas ändern.
Nach reiflicher Überlegung trafen wir eine Entscheidung, die unser Leben von Grund auf verändern sollte: Wir beschlossen, unser Haus zu verkaufen und stattdessen ein Wohnmobil zu erwerben. Der Plan war, für unbestimmte Zeit auf Reisen zu gehen. Sollte uns ein Wohnmobilnachbar blöd kommen, könnten wir weiterfahren. Eine Entscheidung, die zwar Mut erforderte, uns aber in unseren Zukunftsgedanken das erste Mal wieder beflügelte.
4. Der Prozess des Loslassens
Loslassen – ein Wort, das so einfach klingt und doch so schwer umzusetzen ist. Wir mussten nicht nur physische Dinge loslassen, sondern auch vertraute Routinen, Sicherheiten und Vorstellungen von einem „normalen“ Leben. Es war ein tief emotionaler Prozess, der uns alle Kraft kostete.
Wir mussten uns von unserem Haus trennen – einem Ort voller Erinnerungen und Geborgenheit. Viel Arbeit mit unseren eigenen Händen ist in diese Wände geflossen. Unsere Kinder sind dort groß geworden.
Wir verabschiedeten uns von der Idee eines festen Wohnsitzes und der damit verbundenen Stabilität. Ein heftiger Schritt raus aus der Komfortzone kann ich euch sagen.
Wir ließen den Großteil unseres Besitzes los, um Platz für das Wesentliche zu schaffen. Alles was ging wurde verkauft.
Wir verabschiedeten uns von der gewohnten Umgebung, von Freunden und vertrauten Orten.

Der letzte Tag vor der Abreise
Jeder dieser Schritte war mit Unsicherheit und Ängsten verbunden. Doch mit jedem Schritt spürten wir auch, wie sich etwas in uns veränderte und neben all dem Schmerz wuchs mehr und mehr die Vorfreude auf ein neues, anderes Leben.
5. Die neu gewonnene Freiheit
Nun sind wir seit über zwei Jahren unterwegs, und ich kann mit Überzeugung sagen: Das Loslassen hat uns eine Freiheit geschenkt, die wir uns vorher nicht hätten vorstellen können.
• Wir haben die Freiheit gewonnen, jeden Tag neu zu entscheiden, wo wir sein möchten. Und damit nicht an einem Ort gefangen zu sein, der nur noch toxisch für uns war. Das kann man kaum verstehen, wenn man das nicht erlebt hat, aber es schwingt auch immer ein Gefühl des Triumphes den Nachbarn gegenüber mit. Dieses Gefühl von: Danke Frau Nachbarin, wir haben es jetzt viel besser als Vorher.
• Wir haben die Freiheit, unseren Kindern die Welt zu zeigen und ihnen beizubringen, dass Zuhause mehr ist als nur ein Ort.
• Wir haben die Freiheit, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren: unsere Beziehungen zueinander und zu uns selbst.
• Wir haben die Freiheit, flexibel auf Herausforderungen zu reagieren und neue Möglichkeiten zu ergreifen

6. Was wir gelernt haben
Diese Reise hat uns gelehrt, dass Freiheit oft dort beginnt, wo wir bereit sind, Altes loszulassen. Es ist ein kontinuierlicher Prozess des Lernens und Wachsens.
Wir haben gelernt, mit Unsicherheiten umzugehen und sie als Chancen zu begreifen. Wir haben gelernt, dass materielle Dinge oft weniger wichtig sind, als wir denken. Anfangs hing ich noch sehr an dem Haus und was wir uns geschaffen hatten. Später erst wurde mir mehr und mehr klar, wie sehr ich auch an dem Umfeld und geschaffenen Beziehungen gehangen habe, die wir uns dort aufgebaut hatten.
7. Ein Aufruf zum Nachdenken
Ich möchte dich ermutigen, darüber nachzudenken: Was in deinem Leben hält dich möglicherweise davon ab, die Freiheit zu erleben, nach der du dich sehnst? Was könntest du loslassen, um Raum für Neues zu schaffen?
Loslassen bedeutet nicht immer, alles hinter sich zu lassen wie wir es getan haben. Es kann auch bedeuten, alte Denkmuster aufzugeben, sich von toxischen Beziehungen zu trennen oder einfach den Mut zu haben, einen neuen Weg einzuschlagen.

Mach dich auf deinen Weg
8. Reaktionen aus unserem Umfeld
Viele fragen sich oft, wie Freunde und Familie auf eine so drastische Entscheidung reagieren. In unserem Fall war die Überraschung erstaunlich gering.
Da wir schon immer eine reiseaffine Familie waren und bereits viermal für jeweils ein Jahr in der Welt unterwegs gewesen sind, kannten unsere Lieben unseren Wandergeist. „Ihr seid schon wieder unterwegs?“, war eine häufige, fast schon amüsierte Reaktion.
Es zeigte uns, wie wichtig es ist, authentisch zu leben und seinen Träumen treu zu bleiben. Menschen, die uns wirklich kennen, verstehen auch unsere Entscheidungen, selbst wenn sie unkonventionell erscheinen mögen.
9. Praktische Tipps für Gleichgesinnte
Für alle, die mit dem Gedanken spielen, einen ähnlichen Weg einzuschlagen, hier einige Erkenntnisse aus unserer Erfahrung:
Höre auf dein Herz: Der wichtigste Rat, den ich geben kann, ist, nah an deinem Herzen zu bleiben. Gehe den Weg, den du dir wirklich wünschst. Wenn dein Herz „Ja“ sagt, ist es der richtige Weg für dich.
Plane, aber bleib flexibel: Eine gewisse Planung ist unerlässlich, aber sei bereit, deine Pläne anzupassen. Das Leben in Freiheit (auf Rädern) erfordert Flexibilität.
Minimalismus üben: Beginne schon vor deinem Umbruch damit, dich von Dingen zu trennen. Es ist erstaunlich, wie wenig man wirklich braucht.
Finanzielle Absicherung: Überlege dir gut, wie du deinen Lebensstil finanzieren willst. Ob Ersparnisse, Fernarbeit oder saisonale Jobs – eine solide finanzielle Grundlage ist wichtig.
Rechtliche Aspekte klären: Informiere dich über Themen wie Versicherungen, Schulpflicht der Kinder und steuerliche Fragen.
Ich habe durch die 4 großen Reisen zuvor wie auch durch diese eine Große einen umfangreichen Erfahrungsschatz, mit dem ich dem einen oder anderen helfen kann. Schreibt mir gerne in die Kommentare, wenn ihr diesbezüglich Fragen habt.
10. Persönliches Wachstum und Familiendynamik
Eine der faszinierendsten Aspekte unserer Reise war die Beobachtung, wie wir als Individuen und als Familie gewachsen sind. In der Enge eines Wohnmobils lernten wir, noch enger zusammenzurücken – nicht nur räumlich, sondern auch emotional.
Unsere Kinder entwickelten eine Anpassungsfähigkeit und Weltoffenheit, die uns immer wieder erstaunt. Sie lernten, dass Freundschaften nicht an einen Ort gebunden sind und dass die Welt voller Möglichkeiten steckt.
Für uns als Paar war es eine Chance, uns neu zu entdecken. Ohne den Alltagstrott und die gewohnten Rollen fanden wir neue Wege der Kommunikation und des Miteinanders. Es war nicht immer einfach, aber jede Herausforderung brachte uns näher zusammen und stärkte uns von innen heraus.
Und dennoch: zu viel Nähe kann auch anstrengend sein. Ich möchte nichts schön reden. Wir haben genau so viele herausfordernde Zeiten wie schöne Zeiten innerhalb der Familie.
11. Leben im Wohnmobil: Alltag und Abenteuer
Der Alltag im Wohnmobil ist eine Mischung aus Routine und Überraschungen. Morgens aufzuwachen und nicht zu wissen, welche Aussicht uns erwartet, ist ein Gefühl, das nie alt wird. Gleichzeitig haben wir gelernt, auch im Unbekannten eine gewisse Struktur zu bewahren.
Herausforderungen gibt es natürlich auch: Enge Räume, begrenzte Ressourcen und die ständige Notwendigkeit, den nächsten Stellplatz zu finden. Doch diese Herausforderungen lehren uns Kreativität und Genügsamkeit. Wir haben gelernt, mit weniger auszukommen und mehr zu schätzen, was wir haben.
Die schönsten Momente sind oft die unerwarteten: Ein spontanes Picknick am Straßenrand, eine zufällige Begegnung mit Einheimischen oder der Anblick eines atemberaubenden Sonnenuntergangs an einem Ort, den wir zufällig entdeckt haben.
Und das Schöne mit dem Wohnmobil ist: hier gefälllt´s mir , hier bleibe ich stehen. Just heute auf einer Wanderung wurde mir wieder mal bewusst, was dies für ein Privileg ist: wir wanderten um den Devils Tower in Wyoming zum Sonnenuntergang und im Anschluss fuhren wir einfach ein paar Meilen weiter und wachen mit Blick auf den Tower morgen früh wieder auf. Das kann mir kein Hotel der Welt bieten.

12. Bildung unterwegs
Eine häufige Frage betrifft die Bildung unserer Kinder. Wir haben uns für eine Mischung aus Homeschooling und „worldschooling“ entschieden. Die Welt ist unser Klassenzimmer.
Biologie wird lebendig, wenn man neue Tiere entdeckt, Geographie wird greifbar, wenn man Länder durchquert, und Sprachen lernt man am besten im direkten Kontakt mit Muttersprachlern.
Wir nutzen Online-Ressourcen und Lernmaterialien, aber die wertvollsten Lektionen kommen oft aus den alltäglichen Erfahrungen. Unsere Kinder lernen Problemlösung, Anpassungsfähigkeit und interkulturelle Kompetenz auf eine Weise, die kein traditioneller Unterricht vermitteln könnte.
Dazu werde ich noch einen eigenen Blogartikel schreiben. Ich werde ihn alsbald hier verlinken.

Mit Vorliebe wurden Insekten erforscht und dazu ein Steckbrief geschrieben.
13. Blick in die Zukunft
Nach über zwei Jahren des Reisens fragen wir uns manchmal: Wie geht es weiter? Die Wahrheit ist, wir wissen es nicht genau – und das ist in Ordnung. Wir haben gelernt, dass Pläne sich ändern können und dass das Unbekannte oft die schönsten Möglichkeiten bereithält.
Vielleicht werden wir irgendwann wieder sesshaft, vielleicht entdecken wir neue Formen des nomadischen Lebens. Was wir mit Sicherheit wissen: Die Erfahrungen und Erkenntnisse dieser Reise werden uns für immer begleiten und keiner kann uns sie jemals mehr nehmen.
Jeden Tag entdecken wir neue Aspekte der Freiheit, die das Loslassen uns geschenkt hat. Es ist aber auch eine Erfahrung, mit fehlender Homebase leben zu können. Das ist auch nicht einfach! In allen Sabbatjahren zuvor war immer fest geregelt, wann es wohin zurückgeht. Diesmal nicht. Es klingt nach purer Freiheit, kann aber auch in schlechten Momenten sehr belastend sein.
Ein letzter Gedanke zum Loslassen: Loslassen bedeutet nicht, alles aufzugeben. Es bedeutet, Raum zu schaffen für Neues, Unerwartetes und Wunderbares. In unserem Fall hat das Loslassen von materiellen Dingen und festen Strukturen uns die Freiheit geschenkt, die Welt mit neuen Augen zu sehen und uns selbst neu zu entdecken.
Ich möchte dich ermutigen, darüber nachzudenken, was du loslassen könntest – sei es eine alte Gewohnheit, eine einschränkende Überzeugung oder vielleicht sogar ein materielles Gut – um mehr Freiheit in dein Leben einzuladen.
Denn manchmal ist der erste Schritt zur Freiheit ein Schritt des Loslassens.
Teile deine Gedanken und Erfahrungen in den Kommentaren. Lass uns gemeinsam erkunden, wie wir durch Loslassen mehr von uns selbst und der Welt um uns herum entdecken können.
Mit den herzlichsten Wünschen für deine ganz persönliche Reise zur Freiheit,
deine reisende Bloggerin
Verena

Die Abenteurerin
15 Jahre auf Reisen und kein bisschen leise! Als Weltenbummlerin habe ich gelernt, jeden Tag auf mich zu achten – schließlich muss jemand auf mich aufpassen, wenn ich mal wieder ins nächste Abenteuer stolpere. 🌍🏃♀️Wenn ich nicht gerade neue Länder erforsche, genieße ich Zeit für mich selbst: mit Meditation, Yoga, Sport und tollen Naturaktivitäten. Denn eins ist sicher: Stillsitzen ist nicht mein Ding! 🏔️🌿

Ein Kommentar
Claudia
Liebe Verena,
vielen lieben Dank für diesen Blogartikel! Ich kann deine und eure Reise des Loslassens so gut nachempfinden, da du es so gut beschrieben hast und auch weil ich dich so gut verstehe. Reisen wäre auch mein Schlüssel nach der Trennung gewesen, aber dann hätte ich meine Kinder verloren.
Was du sehr schön beschreibst, ist euer Gefühl vor dem Loslassen. Aber auch, dass negative, manchmal auch schreckliche Dinge einen Anstoß geben, etwas zu verändern. Und diese Veränderung dann das Negative verblassen lässt.
Ich wünsche dir und euch weiterhin eine gute Reise – innerlich wie äußerlich.
Alles Gute
Claudia